Illegales Glücksspiel: Leitfaden für Spieler bei Strafanzeige

Online-Glücksspiel wird von vielen Menschen als Freizeitbeschäftigung genutzt. Gespielt wird zu Hause, unterwegs oder zwischendurch. Die genutzten Plattformen erscheinen dabei seriös, Einzahlungen sind unkompliziert, Auszahlungen funktionieren. Für die meisten Spieler besteht in diesem Moment kein Anlass, an der Zulässigkeit des Angebots zu zweifeln.

Entsprechen groß ist die Irritation, wenn Monate später ein Schreiben von Polizei oder Staatsanwaltschaft eingeht. Oft lautet der Vorwurf „Teilnahme an illegalem Online-Glücksspiel“. Für viele Betroffene ist dies der erste strafrechtliche Kontakt ihres Lebens. Häufig ist unklar, wie es zu dem Verfahren gekommen ist und welche Bedeutung das Schreiben hat.

Der folgende Beitrag ordnet ein, wie Spieler ins Visier der Strafverfolgungsbehörden geraten, welche Folgen ein Strafverfahren haben kann und welche Rolle eine frühzeitige Verteidigung spielt.

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Kurzüberblick

Strafanzeigen wegen illegalen Online-Glücksspiels entstehen häufig automatisiert und treffen auch Spieler ohne Unrechtsbewusstsein. Die anwaltliche Praxis zeigt jedoch, dass spezialisierte Strafverteidiger viele dieser Verfahren bereits im Ermittlungsstadium erfolgreich verteidigen können, insbesondere weil der für eine Strafbarkeit erforderliche Vorsatz bei Spielern häufig nicht nachweisbar ist.

Das erfahren Sie in diesem Blogartikel:

  • warum Ermittlungsverfahren gegen Spieler häufig durch Bankmeldungen ausgelöst werden
  • weshalb auch geringe Einsätze strafrechtliche Ermittlungen nach sich ziehen können
  • welche Bedeutung der Vorsatz für die Strafbarkeit von Spielern hat
  • welche strafrechtlichen Folgen und Einziehungsrisiken drohen
  • warum Aussagen ohne Akteneinsicht problematisch sind
  • weshalb Akteneinsicht nur über einen Anwalt möglich ist
  • wie eine frühe anwaltliche Verteidigung häufig zu einer Einstellung des Verfahrens führt

Über RA René Scheier

René Scheier ist Rechtsanwalt mit Schwerpunkt im Wirtschaftsstrafrecht. Er verteidigt regelmäßig Spieler, Vermittler und Anbieter in Ermittlungsverfahren wegen illegalen Online-Glücksspiels. Ein besonderer Fokus seiner Arbeit liegt auf der frühen Verteidigung im Ermittlungsverfahren und der Prüfung, ob die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Strafbarkeit überhaupt vorliegen.

Weshalb geraten Spieler derzeit verstärkt ins Visier der Behörden?

Wir stellen in der Praxis seit einiger Zeit eine Häufung von Verfahren gegen Spieler fest. Diese Entwicklung ist weniger das Ergebnis gezielter Ermittlungen als vielmehr eine Folge standardisierter Abläufe.

Ausgangspunkt sind häufig Meldungen von Kreditinstituten. Banken sind verpflichtet, verdächtige Zahlungsströme an die zuständigen Behörden weiterzuleiten. Auszahlungen aus dem Ausland, etwa von Glücksspielanbietern mit Sitz außerhalb Deutschlands, lösen solche Meldungen regelmäßig aus. Die Staatsanwaltschaft erhält dadurch Hinweise auf mögliche Glücksspielaktivitäten und leitet daraufhin strafrechtliche Ermittlungen ein.

Nicht jedes Verfahren wird zu Beginn im Detail geprüft, tatsächlich bearbeitet die Staatsanwaltschaft viele Vorgänge in Serien. Genau darin liegt eine Chance für eine professionelle Verteidigung. Wer die typischen Abläufe und Entscheidungswege der Ermittlungsbehörden kennt, kann gezielt auf eine frühe Verfahrensbeendigung hinwirken.

Die Höhe der gespielten Einsätze ist dabei nachrangig. Auch geringe Beträge können ein Verfahren auslösen. Für Spieler ist dieser Zusammenhang meist nicht erkennbar, da sie ihr Verhalten nicht als strafrechtlich relevant wahrnehmen.

„Derzeit sind zahlreiche Verfahren wegen illegalen Glückspiels anhängig, insbesondere auf Nutzerseite. Das ist keine Ausnahme mehr, sondern Alltag in der Praxis.“

Rechtliche Einordnung aus Spielersicht

Strafrechtlich wird zwischen Spielern, Vermittlern und Anbietern unterschieden. Während Anbieter und Vermarkter regelmäßig Kenntnis von der fehlenden Lizenz haben oder diese zumindest in Kauf nehmen, stellt sich die Situation bei Spielern anders dar.

Für Spieler ist häufig nicht nachvollziehbar, ob ein Online-Casino in Deutschland legal betrieben wird. Viele Plattformen treten professionell auf, sind deutschsprachig gestaltet und nutzen etablierte Zahlungsdienstleister. Aus Sicht der Nutzer fehlt es daher in vielen Fällen an einem Bewusstsein für die mögliche Illegalität.

Für eine strafrechtliche Verurteilung ist aber der Vorsatz entscheidend. Eine Strafbarkeit setzt voraus, dass der Spieler wusste oder zumindest billigend in Kauf nahm, an einem unerlaubten Glücksspiel teilzunehmen. In unserer anwaltlichen Praxis zeigt sich, dass dieser Nachweis häufig nicht geführt werden kann.

„Für Spieler ist oft nicht erkennbar, ob eine Plattform lizenziert ist oder nicht. Genau das ist für die strafrechtliche Bewertung entscheidend.“

Mögliche strafrechtliche Folgen

Für strafrechtliche Konsequenzen muss nicht zwingend eine Hauptverhandlung durchgeführt werden. Die Staatsanwaltschaft kann entweder Anklage erheben oder einen Strafbefehl beantragen. Der Strafbefehl ist ein schriftliches Urteil ohne mündliche Verhandlung. Er enthält in der Regel eine Geldstrafe und kann registerrechtliche Folgen haben. Eine Anklage führt demgegenüber zu einer Hauptverhandlung vor Gericht.

Beide Varianten sind ernst zu nehmen. Der Strafbefehl wird häufig unterschätzt, weil keine Verhandlung stattfindet. In der Sache liegt aber eine Verurteilung vor.

Geldeinzug: Wenn Auszahlungen wieder verschwinden

Neben der eigentlichen Strafe spielt die Einziehung von Geldern eine zentrale Rolle. Beträge, die aus illegalem Glücksspiel stammen sollen, können von der Staatsanwaltschaft abgeschöpft werden. Das kann Auszahlungen aus Gewinnen betreffen, unabhängig davon, ob diese Beträge noch auf dem Konto vorhanden sind.

In der Praxis führt dies dazu, dass Konten vorläufig blockiert oder Gelder eingezogen werden, obwohl diese bereits mit legalen Einkünften vermischt sind. Für viele Betroffene ist dies der wirtschaftlich gravierendste Teil des gesamten Verfahrens.

„Oft geht es nicht nur um eine mögliche Geldstrafe, sondern um die Frage, ob ausgezahlte Beträge eingezogen werden. Das kann erhebliche Auswirkungen haben.“

Auch gegen Einziehungen bestehen Verteidigungsmöglichkeiten durch geschulte Strafverteidiger. Ansatzpunkte können etwa die Herkunft der Gelder, die Vermischung mit anderen Einkünften oder sozialrechtliche Schutzvorschriften sein. Ob und in welchem Umfang diese Argumente greifen, hängt vom Einzelfall und von der dokumentierten Aktenlage ab.

Typische Fehler von Spielern nach Eingang der Strafanzeige

Nach Erhalt eines entsprechenden Schreibens von Polizei oder Staatsanwaltschaft sind viele Personen verunsichert. Das führt häufig zu Fehlentscheidungen.So nehmen viele Betroffene an, dass einer polizeilichen Vorladung zwingend Folge zu leisten sei. Andere versuchen, den Sachverhalt selbst zu klären, um die Angelegenheit schnell aus der Welt zu schaffen.

Solche Reaktionen sind verständlich, aber riskant. Aussagen gegenüber der Polizei werden Bestandteil der Akte und können später gegen den Beschuldigten verwendet werden. Zu diesem Zeitpunkt ist aber oftmals unklar, welche Informationen den Ermittlungsbehörden bereits vorliegen.

Auch das Ignorieren der Strafanzeige ist keine Lösung. Die Ermittlungen werden fortgeführt, unabhängig davon, ob eine Reaktion erfolgt oder nicht.

„Der häufigste Fehler ist, sich ohne Akteneinsicht zur Sache zu äußern oder zur Polizei zu gehen, obwohl man dazu nicht verpflichtet ist.“

Sinnvolles Vorgehen für Betroffene nach Erhalt eines Schreibens

Nach Zugang einer Strafanzeige sollte zunächst keine inhaltliche Stellungnahme abgegeben werden. Einer polizeilichen Vorladung muss nicht entsprochen werden. Entscheidend ist es, den tatsächlichen Vorwurf zu kennen, bevor weitere Schritte erfolgen.

Es empfiehlt sich jetzt, einen entsprechenden Anwalt einzuschalten. Ein juristischer Experte, der die Kommunikation mit den Ermittlungsbehörden übernimmt, beantragt zunächst Akteneinsicht. Erst auf dieser Grundlage lässt sich beurteilen, wie das Verfahren entstanden ist, welche Beweise vorliegen und ob die Voraussetzungen für eine Strafbarkeit erfüllt sind.

„Das zentrale Verteidigungsmittel ist die Akteneinsicht. Erst dann lässt sich seriös einschätzen, wie mit dem Vorwurf umzugehen ist.“

Verteidigung im frühen Stadium

Die entscheidenden Weichen werden nicht vor Gericht, sondern zu Beginn des strafrechtlichen Vorgangs gestellt. Auf Basis der Aktenlage kann eine Stellungnahme vorbereitet werden, die sich mit dem konkreten Vorwurf, der Rechtsprechung und den Umständen des Einzelfalls auseinandersetzt.

Ziel ist es, das Verfahren möglichst früh zu beenden. In vielen Fällen gelingt eine Einstellung bereits im Ermittlungsstadium, ohne dass es zu einer Hauptverhandlung kommt. In anderen Konstellationen kann zumindest Einfluss auf die Art der Erledigung genommen werden.

„Je früher die Verteidigung ansetzt, desto größer ist der Spielraum. Später lassen sich Fehler kaum noch korrigieren.“

Fazit

Strafanzeigen wegen illegalen Online-Glücksspiels treffen zunehmend Personen, die sich keiner Rechtsverletzung bewusst waren. Die Verfahren entstehen oft automatisiert und folgen festgelegten Abläufen. Eine sachliche Einordnung der Situation und ein strukturiertes Vorgehen sind entscheidend, um unnötige Nachteile zu vermeiden.

Gleichzeitig zeigt die Praxis, dass viele Vorgänge nach anwaltlicher Prüfung eingestellt oder in einer für die Beschuldigten deutlich milderen Form erledigt werden. Wer die zugrunde liegenden Mechanismen kennt und die eigenen Rechte nutzt, kann den Verlauf des Verfahrens maßgeblich beeinflussen.

Es empfiehlt sich daher, nicht unüberlegt auf behördliche Schreiben zu reagieren und frühzeitig anwaltlichen Rat einzuholen.

Haben Sie Post von der Polizei oder dem Staatsanwalt erhalten?

Wer eine Strafanzeige oder eine Vorladung wegen illegalen Online-Glücksspiels erhält, steht häufig zum ersten Mal in einem strafrechtlichen Kontext. Die Verunsicherung ist nachvollziehbar. Eine professionelle Einordnung der Situation und eine Verteidigung auf Grundlage der Aktenlage können helfen, die Belastung zu begrenzen und sachgerechte Lösungen zu erreichen. RA René Scheier berät und verteidigt Spieler im strafrechtlichen Ermittlungsverfahren.

Ein Mann in dunklem Anzug sitzt auf einer Treppe und lächelt freundlich.

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Verlorenes Geld zurückfordern: Zivilrechtliche Möglichkeiten gegen illegale Glücksspielanbieter im zweiten Teil unseres Leitfadens

Im zweiten Teil dieses Leitfadens wird dargestellt, welche zivilrechtlichen Möglichkeiten bestehen, Einsätze von illegalen Anbietern zurückzufordern und wie diese Ansprüche durchgesetzt werden können.

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